Die Löschtaste ist dein Freund

Verbrochen von Herrn Olsen am 08|07|2010

In den Zeiten in denen ein Foto kaum mehr kostet als Zeit die man mit Aufnahme und ggf. Nachbearbeitung verbringt erscheint meine Devise dem einen oder anderen bestimmt hochgradig anachronistisch.
Sie lautet: Lösche so viel wie du kannst.
Natürlich ist es wichtig, sich schon vor dem Druck auf den Auslöser Gedanken über das fertige Bild zu machen. Da will der richtige Bildausschnitt gewählt werden, der richtige Standpunkt, das Licht etc… und trotzdem -seien wir ehrlich- so manches Bild, das auf der Speicherkarte landet ist im wahrsten Sinne für die Tonne. Verwackelt, unscharf, zu hell, zu dunkel, langweiliger als Gedacht, you name it…
Warum also behalten?
Ich kenne Leute, die 100 Aufnahmen von ein und dem selben, statischen Motiv gemacht haben. Keines davon wurde gelöscht und sie werden immer gern gezeigt. Selbst wenn diese 100 Bilder alle technisch brillant und sogar künstlerisch anspruchvoll gewesen wären (sie waren es nicht) spätestens nach dem zweiten wird’s langweilig. Und das liegt nicht an den Bildern. Es liegt an unserem Gehirn. Was Bilder anbelangt ist unser Gehirn das neophilste Gebilde, das man sich vorstellen kann. Immer auf der Suche nach neuem, unbekannten, interessantem. Nicht umsonst misst flickr.com den eingestellten Bildern einen sogenannten „interestingness“-Wert zu. Und tatsächlich sind die flickr-Bilder mit einem hohen Interessantheitswert dies auch tatsächlich. Könnt ihr hier gerne mal ausprobieren.

Deshalb lösche ich.
Bilder mit offensichtlichen Mängeln überstehen häufig nicht einmal die Voransicht in der Kamera.
Spätestens am heimischen Bildschirm landet von jeder Situation nur noch das beste Bild überhaupt auf der heimischen Festplatte.
Das hat immense Vorteile:

  1. Es spart eine Menge Speicherplatz
    Ja. „Speicherplatz ist so billig wie nie bla bla…“ Ich weiß. Trotzdem macht Kleinvieh auch Mist. Und selbst wenn das Terabyte nur 50 Ocken kostet: Wer kein zusätzliches Terabyte braucht spart.
  2. Es vereinfacht die Suche
    Ich suche das beste Bild von der und der Situation… Einfach! Es gibt nur eins.
  3. Es wird nicht langweilig, wenn man sich durch seine Sammlung klickt oder sie anderen Leuten zeigt
    Das Dia-Abend-Problem. Langeweile kommt bei 10 ähnlichen Bildern hintereinander sehr schnell auf. Sind 9 davon auch noch Murks – umso schlimmer.
  4. Es erhöht die Gesamtqualität des Portfolios
    Oder anders herum: Was würden wir von unserem Lieblingskünstler halten, wenn wir ständig auch seine Gurkenschüsse zu sehen bekämen? Selbst der genialste Künstler erzeugt Ausschuss und den nicht zu knapp. Er zeigt ihn nur nicht her. Und das sollten wir auch nicht.
  5. Es schult Auge und Hirn
    Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, bei welchen Motiven,(Licht)Verhältnissen,Perspektiven und Aufnahmeverhältnissen man sich den Druck auf den Auslöser sparen kann. Spätestens, wenn das fuffzigste Bild bei 100mm und 1/60 in die virtuelle Tonne wandert weiß ich, dass meine Zittergriffel eine Aufnahme bei dieser Kombination nicht ohne Stativ, Bildstabi oder Bohnensack hinkriegen.

Was meint ihr? Löschen oder behalten? Dauerfeuer oder wohlüberlegter Schuss?

Strange Tree

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