Beugungsunschärfe
Verbrochen von Herrn Olsen am 21|02|2010Heute mal ein kleiner Artikel für die Pixelpeeper unter euch.
Es geht um die sogenannte Beugungsunschärfe.
Viele Foto-Anfänger, die gerade den Zusammenhang zwischen Blende und Schärfentiefe begriffen haben, wählen ihre Blende gemäß des Grundsatzes „Viel hilft viel“.
Der Gedankengang ist ungefähr folgender: „Je weiter ich die Blende schließe desto größer ist der Bereich vor und hinter meiner Fokusebene, der scharf ist. Deshalb bekomme ich mit großer Blende mein Motiv auch dann noch scharf, wenn mein Autofokus seinen ersten Kaffee noch nicht hatte und deshalb ein wenig daneben liegt.“
Die Idee ist so verkehrt nicht. Tatsächlich nimmt die Schärfentiefe mit größerer Blende zu – mit ihr allerdings auch die Beugungsunschärfe. Und das ist der Grund für einen Haufen Threads in diversen Foren á la „Zu hülf! Trotz Blende 32 alles unscharf! Mamaa!“
Ist das wirklich alles so schlimm? Kann man Beugungsunschärfe tatsächlich sehen?
Schauen wir uns das mal an. Die nächsten drei Bilder zeigen eine verkleinerte Version eines unschuldigen Objektivdeckels bei f/5.6, f/8 und f/32, aufgenommen mit der Canon EOS 500D und meinem „Immerdrauf“, einem Sigma 18-125mm F3.8-5.6 DC OS HSM.
Nun ja… wie so oft fallen die häufig wiedergekäuten Bildverschlechterungsfaktoren beim Herunterrechnen eines Bildes auf Web-Niveau so gut wie gar nicht auf. Ähnliches gilt auch für das Ausbelichten von 20 Megapixelbildern auf 10×15 oder das Betrachten derselben auf dem heimischen Fernseher.
Weil es sich hier aber um einen Pixelpeeper-Beitrag handelt betrachten wir als nächstes jeweils einen 100%-Ausschnitt der obigen Bilder. Hierbei entspricht jeder Pixel auf dem Bildschirm einem Bildpunkt der originalen Bilddatei.
In der 100% Ansicht ist die Beugungsunschärfe deutlich erkennbar. Das Bild bei Blende f/32 ist lange nicht so scharf wie die beiden anderen. Noch deutlicher wird dies, wenn man die Bilder als Diashow betrachtet:
Daraus lässt sich ableiten, was der erfahrene Fotograf instinktiv anwendet: leichtes Abblenden (sofern es die Lichtverhältnisse zulassen) führt fast immer zu einem Schärfegewinn (natürlich nur, wenn man sich noch unterhalb der Freihandgrenze befindet oder ein Stativ benutzt) – zu starkes Abblenden sollte man sich wenn möglich sparen – es sei denn man ist (wie z.B. bei Makroaufnahmen) dazu gezwungen.
Schalten sie auch morgen wieder ein, wenn es heißt: „Verwacklungsunschärfe – warum Biathleten die besseren Fotografen sind“.
P.S.: Falls ihr mit „großer Blende“ und „kleiner Blendenöffnung“ immer noch Probleme habt, hat der Herr Olsen hier für euch eine Erklärung, die sogar ein frisch lobotomierter Nacktmull versteht. Viel Spaß dabei.
Nach diesem Selbstversuch bin ich auf den Artikel zur hyperfokalen Entfernung gespannt.
Super und anschaulich erklärt, ich habs verstanden
… und in der nächsten Folge lesen Sie: Tilt-Shift. Können Sie genauso anschaulich erklären, warum das eine Video von Sam O’Hare aussieht wie ne Modellstadt? Würde mich freuen Wirklich!