Was Kunst ist… oder zumindest sein könnte
Verbrochen von Herrn Olsen am 26|09|2010Ich hatte ja unlängst bereits erzählt, dass ich mit dem Begriff „Kunst“ nicht eben viel anfangen kann. Mein Begriff von Kunst basierte bislang auf von mir selbst zurecht gedeichselten Merkmalen (siehe hier).
Als Michael Weyl vorgestern auf der Photokina das Emulsion-Lifting eines Polaroids vorführte erwähnte er beiläufig einen interessanten Aspekt: Der Künstler hat in der Regel keine UNDO-Taste. Einen Mechanismus, der einen Arbeitsschritt derart rückgängig macht als sei nichts geschehen.
Die Lightroom und Photoshop-Cracks sprechen in dem Zusammenhang von der „zerstörungsfreien“ Bildbearbeitung.
Bezeichnender Ausdruck…
Zwar können auch Maler einen Bleistiftstrich ausradieren, Bildhauer zu viel abgetragenes Material wieder ankleben – eines unterscheidet sie dennoch von uns digitalen „Künstlern“ – Das Werk sieht nach einem Analog-Undo nie wieder exakt so aus wie vorher. You cannot unplay a note.
Vielleicht ist das ein Merkmal der Kunst? Dass es kein „Zurück“ gibt? Dass einmal getanes in das Werk einfließt, auch wenn es nicht 100%ig so beabsichtigt war? Eine gewisse „Unvollkommenheit“? Der Faktor Zufall?
Könnte eine Rolle spielen. Der Ansatz gefällt mir.
Wäre eine interessante Herausforderung, eine Zeit lang keine Undo-Funktion zu nutzen.
Was meint die mitlesende Künstler-Fraktion? Ist das ein Ansatz? Oder verzapfe ich hier gerade groben Unfug?
Genau, daher ist ein Polaroid die Krone der Fotokunst – einzigartig zufällig. Nur noch gekaisert durch den Emulift.
Aber ebenso einzigartig ist der braune Streifen meines verdauten Essens in der Schüssel aus wohlgeformten Porzellan.
Hallo Herr Olsen,
deine Überlegungen lassen mich spontan an Walter Benjamins Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ denken, in dem er auch — soweit ich mich erinnere, ist schon ein wenig her — zwischen ‚alter‘ und ‚neuer‘ Kunst u.a. anhand des Begriffs der „Aura“ unterscheidet, der wiederum auf die Einmaligkeit des Kunstwerks im Gegensatz zu seinen technischen Reproduktionen verweist. (Allerdings spielt hier auch wieder Benjamins Geschichtsmystik eine Rolle, die sich mir nie recht erschlossen hat …)
Leider weiß ich nicht mehr genau, wie Benjamin die Fotografie, die ebenfalls explizit Thema des Aufsatzes ist, hier einordnet. Das Suhrkamp-Bändchen lohnt sich für unsereins aber allemal, weil es darüber hinaus einen sehr interessanten Aufsatz über die Geschichte der Fotografie enthält.
Meine zweite Assoziation sind die persischen Teppichmacher, die immer einen winzigen Fehler in ihre Teppiche „einbauen“, weil es nur Gott zusteht, etwas Perfektes zu schaffen — auch hier wäre eine Verbindung zwischen der Kunst als menschlicher Schöpfung und deren Imperfektheit …
Das erstmal mein Senf zum Thema — was halt so herauskommt, wenn man den ersten Morgenkaffee noch nicht ganz auf hat!
Gruß Jens
Na was soll ich dazu sagen?
GEILO!
Hab es gestern schon probiert. Es hat noch nicht ganz geklappt aber ich bin wohl auf dem richtigen Weg
:o)
Da ich mich ja immer mal wieder mit Blender beschäftige muss ich zugeben, dass ich sowas auch sehr kunstvoll finde, trotz STRG+Z: http://www.blender.org/uploads/pics/OldGuy.jpg
http://www.blender.org/uploads/pics/gorilla.jpg
Krass. Sowas habe ich ja noch nie gesehen – echt cool. Ich dachte, ich wäre mit meinem Fotobuch (Anm. d. weibl. Admins: Danke für den netten Kommentar, aber das mit den Werbelinks lassen wir mal schön, gell…) schon ein besonderer Künster.
[…] gemacht. Würde ich mir gern mal anschauen. Kommt ja nicht so oft vor… also außer auf der Photokina. (-: Ablegen? Weitersagen? Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue […]