Cross?
Verbrochen von Herrn Olsen am 07|02|2010„Die Menschen empfinden im Allgemeinen eine große Freude an der Farbe. Das Auge bedarf ihrer, wie es des Lichtes bedarf“ (J.W.v.Goethe)
Mir ist bei der Durchsicht der einschlägigen Online-Fotohalden etwas aufgefallen. Und zwar, dass man immer häufiger in die digitale Trickkiste greift um uralte, analoge Techniken nachzubilden. Da wird nachbelichtet, abgewedelt, crossentwickelt. Es werden künstliche Vignetten hinzugefügt, unscharf maskiert und an der Gradation gedreht, was das Zeug hält. Mittlerweile gibt es eine Fülle von Plugins die sich der möglichst naturgetreuen Nachbildung bestimmter Effekte verschrieben haben. Viele davon jenseits der 100-Euro-Marke.
Bokeh aus der Dose? Kein Problem!
Hübsches Rauschen? Läuft!
Und immer wieder bekommt man zu hören: „Jaahaaa… mit dem Computer ist ja heutzutage so viel mehr möglich.“
Tatsächlich?
Nein.
Das, was wir heute am Computer machen haben unsere Urgroßväter schon in ihren Dunkelkammern gemacht. Zugegeben mit erheblich mehr Aufwand, größerem handwerklichen Geschick und einer Menge Chemikalien aber im Prinzip ist es noch immer das Gleiche wie damals. Von daher halte ich diese ganze analog-digital-Kontroverse auch für ziemlichen Unfug. Das eine ist für mich genauso „echt“ wie das andere. Und mir macht es mindestens genau soviel Spaß, an den Reglern zu drehen wie das eigentliche Bild zu schießen.
Die Digitalisten sollten sich nur manchmal darauf besinnen, dass der Computer in der Bildbearbeitung nicht automatisch das Rad neu erfunden hat.
Und dann gibt es noch diejenigen, die Meisterwerke schaffen, die selbst für mein geübtes Auge so aussehen als seien sie niemals komplett im Computer entstanden. Aber das ist eine andere Geschichte…
Großartig. Unbedingt anschauen.
Das Video ist traumhaft schön. So viel Ästhetik, so viel Sinnlichkeit! Kaum zu glauben, was da digital geschaffen wurde.
Ja, man greift gerne auf alte „Tricks“ zurück, das lässt das Ergebnis so vertraut erscheinen. Der Filmmusik fügte der Autor sogar das typische Schallplattenknistern hinzu.
Was sich im digitalen Zeitalter geändert hat? Als Laie kann man heute etwas schneller Einblick in die (Un-)Tiefen einer Dunkelkammer werfen. Bei mir hat es sehr lange gebraucht bis ich realisierte, dass die Dunkelkammer ein fester Bestandteil der Fotografie ist und war. Ist in meinen Augen auch OK, nur man sollte dazu stehen und nicht die Qualität und Überzeugungskraft der gezeigten Fotos auf die teure Technik abschieben.
Ach ja, Schallplatten. Es hat mal Zeiten gegeben, da wurde ein Schalleindruck in Rillen einer schwarzen, in der Mitte gelochten Scheibe aus Kunststoff konserviert. Zum Abspielen benötigte man einen Edelstein an einem Tonarm, Heute kennt man höchstens einen Tennis- oder Mausarm.
„Die Menschen empfinden im Allgemeinen eine große Freude an der Farbe. Das Auge bedarf ihrer, wie es des Lichtes bedarf“ (J.W.v.Goethe)
Du hast bei Deiner Aufzählung die Wandlung in S/W-Aufnahmen vergessen.
Sehr interessant sind auch die making-ofs:
http://vimeo.com/user1337612/videos/sort:date