So ein Zirkus

Verbrochen von Sabine am 31|05|2008

Mein gestriger „besonderer Event“ bestand darin mit Finn (4 Jahre) und seiner Freundin Nike (noch 3 Jahre) in den Zirkus zu gehen. Es war nicht Roncalli, nicht der Zirkus Krone und sicher auch nicht der Cirque du Soleil. Nein, wir waren in einem kleinen Familienzirkus der hier in Solingen sein Lager aufgeschlagen hat – Casselli.

Mein letzter Besuch eines solchen Zirkus war noch in Bremen und ist bestimmt schon 25 bis 30 Jahre her. Danach hatte ich beschlossen nie wieder in so einen Zirkus zu gehen, da ich damals in der Vorstellungspause gesehen hatte, wie die armen Tiere dort gehalten werden. Aber man soll ja niemals nie sagen und vor allem wenn man selber Kinder hat, werden einige Vorsätze doch ab und zu über den Haufen geworfen. Eigentlich war es dann aber doch wie damals, wenn man von den Tieren absieht.

Für die beiden Kleinen war es das erste Mal und somit noch einigermassen faszinierend, für mich stand eigentlich eher Traurigkeit und Frustration im Vordergrund.
Ich habe für den gesamten Zirkusbesuch inklusive „Tierschau“ in der Pause, Popcorn, Getränken und einem kleinen Lichtspielzeug 41,- Euro bezahlt, dafür saßen wir auf Gartenplastikstühlen mit einfachen Kissen ausgestattet, deren hygienischen Zustand ich aufgrund der Dunkelheit im Zelt (glücklicherweise) nicht beurteilen konnte. Aber gut, ich habe dadurch vielleicht einen kleinen Teil dazu beigetragen, dass die Zirkusfamilie nicht vorschnell der Arbeitslosigkeit anheim fällt, denn als ich mich im Zelt umschaute waren an einem bedeckten Freitagnachmittag vielleicht 30 bis 40 Besucher versammelt.

Die Vorstellung war wie ich es erwartet hatte: unspektakulär, etwas zu laute Hammond-Orgel-Musik, die Tierdressuren bestanden aus Pferden, Ponys, Lamas und einem Tier was entfernt an einen Bison erinnerte und die Akrobatik der Artisten war bemüht, aber…na ja…!

Nike war auf jeden Fall fasziniert. Nach Vorstellungsende strahlte sie mich an und sagte „Das war toll!“. Mein Sohn wollte schon in der Pause nicht mehr zurück in’s Zelt und fragte dann nach jeder Vorführung „Können wir jetzt nach Hause?“.

Auf dem Weg zu Herrn Olsen, der uns abgeholt hat, lief mir dann Herr Casselli der Zirkusdirektor über den Weg, der mich fragte, ob es uns gefallen hätte. Einen kurzen Moment habe ich über die Antwort nachdenken müssen, bevor ich mich dazu entschloss „Ja“ zu sagen. Die Frage: „Macht Ihnen das eigentlich noch Spass vor so wenig Leuten aufzutreten?“ konnte ich mir aber nicht verkneifen. Seine Antwort machte mich dann noch ein wenig trauriger, denn auch er bejahte meine Frage und erzählte mir, dass es heute ja schon richtig voll war, die letzten Tage mussten sie teilweise vor 10 bis 15 Menschen spielen.

Resumee: Ja, es hat mir gefallen. Denn wenn ich meine Ansprüche auf Sparflamme senke und mich auf die große Freundlichkeit, das starke Engagement und den sehr sehr guten Zustand der Tiere konzentriere, bleibt ein positives Bild. Man sollte nicht so vermessen sein und diese kleinen Familienbetriebe mit Großunternehmen wie Roncalli vergleichen. Ich bin auch sehr froh, dass die Zeiten, in denen Tiger und sogar Elefanten in klenen Käfigen durch die Lande kutschiert wurden, anscheinend vorbei sind! Hottehüs und Lamas können auch gefährlich sein….

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